Das Thema „Organspende“ lockte am Donnerstag trotz Dauerregens, Altweiberfastnacht und Wiener Opernball über 50 Interessierte in den Vortragssaal der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel nach Niedersprockhövel. Es war ein hochkarätiges Diskussionsforum, das Torsten Schulte als CDU-Stadtverbandsvorsitzender und Veranstalter begrüßen konnte.
Auch die Sprockhöveler Bürgermeisterin Sabine Noll betonte in Ihrem Grußwort die Außergewöhnlichkeit der Veranstaltung. Immerhin nahmen der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe MdB, CDU, und der Leiter des Transplantationszentrums des Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Prof. Dr. Richard Viebahn, auf dem Podium Platz. Hauptperson des Abends war aber als 2017 selbst lebertransplantierte Betroffene Dana Häniche. Sie wurde begleitet vom Vorstandsvorsitzenden des Netzwerk Organspende NRW e.V., Stefan Palmowski.
Unter der Moderation von Dr. Klaus Befelein entwickelte sich ein hochinteressantes Frage- und Antwortspiel zur Problematik der Organspende in Deutschland: Über 8.400 Menschen auf der Warteliste für ein Organ aber nur 944 Spender in 2023! Ist die sogenannte derzeitige Entscheidungslösung ein zu schwaches Instrument für die erforderliche Spendenbereitschaft? Dieses Gesetz stottert gewaltig in der Umsetzung: das geplante Spendenregister fehlt immer noch und die Informationsstrategie zur „Verbesserung der Spendenbereitschaft“ lahmt hinter den Erfordernissen her.
Verständlich, dass Alternativen wie in benachbarten EU-Ländern gefordert werden. Dort gilt längst die sogenannte Widerspruchslösung. Spender ist jeder - auch stillschweigend - es sei denn, er hätte zu Lebzeiten widersprochen. Im Klartext: Jeder muss sich irgendwann einmal mit dem Thema Organspende beschäftigt haben. Diesem Modell konnten sich auf Befragung des Moderators Dr. Klaus Befelein dreiviertel der Anwesenden, einschließlich Podium, anschließen. Ungeklärt blieb der sozialethische Konflikt, der - so Hermann Gröhe MdB - beim Eingriff des Staates in das Selbstbestimmungsrecht des Menschen bei der Widerspruchslösung entstünde. Allen war aber klar, dass für eine Lebenschance schwerkranker Menschen auf der Warteliste mehr gespendete Organe erforderlich sind.
Die lebertransplantierte Dana Häniche beeindruckte mit ihrem authentischen Erlebnisbericht zwischen perfekter Medizinapparatur und Verletzlichkeit der Psyche.
Die Strukturen von Eurotransplant, einem grenzübergreifenden Zusammenschluss von acht EU-Staaten faszinierten die Anwesenden ebenso wie die Definition von Hirntod oder dem nahezu unbegrenzten Alter von Spendern. Immerhin ist der bis heute älteste Organspender 98 Jahre alt gewesen. Die rege Beteiligung des Auditoriums ließ eine Welle der Aufbruchsstimmung verspüren: Mehr Informationen, mehr derartige Veranstaltungen und: „Ja, wir wollen spenden“.
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